Der kleine Nürburgring in Süchteln

Zwischen den Kriegen entstand in den Süchtelner Höhen eine Motorsportbahn,
die anfänglich militärischen, nach dem 2. Weltkrieg dann ausschließlich sportlichen Zwecken diente. 1952 wurde die Bahn nach längeren Umbauarbeiten durch den Motor-Sport-Club Süchteln feierlich von Bürgermeister Steinbüchel eröffnet.
Anfang der 1980er Jahren wurde sie stillgelegt und das Gelände wieder aufgeforstet. In den Jahren dazwischen allerdings kamen oft viele tausend Besucher zu den Rennen nach Süchteln und es war jedes Mal ein großes Ereignis, wenn die Motoren dröhnten und die Fahrer hier mit ihren Maschinen durch den Wald preschten.

Die Motor-SA-Schule 1934 auf der „Crossbahn“ in den Süchtelner Höhen

SHB 1952: „Übergabe der Motorsportbahn“ - Die Arbeiten an der Motorsportbahn wurden am 9.8.1952 zum gesteckten Ziel gebracht. Am 10. August, anläßlich der Ausstellung „Wald und Wild“ wurde die Motorsportbahn nach einer schönen Ansprache des 1. Vorsitzenden Herrn Carl Kluth feierlich eingeweiht. Der
1. Vorsitzende dankte allen fleißigen Sportfreunden, die in aufopfernder Weise an der Fertigstellung der Bahn mitgearbeitet haben. Dann übergab er das Wort dem Schirmherrn des MSC-Süchteln mit der Bitte, die Bahn zur Benutzung freizugeben. Herr Bürgermeister Steinbüchel als Schirmherr freute sich mit den Sportfreunden über das Ergebnis der Bauarbeiten, gedachte der vielen Arbeitsstunden und des Schweißes der freiwillig Schaffenden. Dann wurde vom Schirmherrn das Band durchschnitten, und die ersten Sportfreunde zeigten ihr Können und ihre Geschick- lichkeit. Hochauf spritzte das Wasser im Becken, als die Krafträder ihren Weg durch das Wasser suchten. Mit größter Vorsicht wollte die „Knüppeldamm-Brücke“ befahren sein. Die „Hänge“ erforderten neben viel Gas große Aufmerksamkeit.
Auf der „Gegengeraden“ wurden tolle Sprünge mit den Maschinen gezeigt. [...] Die Einweihungsfeier wurde im Festzelt auf der Hindenburgstraße fortgesetzt. Die Vorstände der geladenen Clubs trafen im Clublokal kurz zusammen, um eine engere Zusammenarbeit auf Kreisebene zu überlegen und weiter zu planen. Im Festzelt wurde der Einweihungstag im besten Sinne gefeiert. Wir wünschen dem Süchtelner Motorsportclub viel Erfolg!

Ein Teil der alten Strecke in den Süchtelner Höhen

SHB 1954: „Der kleine Nürburgring“ - Er liegt nicht in der Eifel wie sein großer Bruder, sondern auf den Süchtelner Höhen: Der „Kleine Nürburgring“. Unter diesem Namen ist die Motorsportbahn „Süchtelner Höhen“ im Volksmund weit und breit bekannt. Dieses für motorsportliche Veranstaltungen, Geländefahrten und Geschicklichkeitsprüfungen ideale Gelände war schon im vergangenen Jahr das Ziel vieler Tausende, die spannende und unterhaltsame Stunden in dem wunderschönen Waldgelände erlebten. In der Zwischenzeit hat der Motorsportclub Süchteln die Bahn weiter ausgebaut und mit neuen Finessen versehen. Rund 5.000 Zuschauer finden nunmehr auf dem Gelände Platz und Gelegenheit zum Zusehen, wenn die Motorräder zum großen Internationalen Geländeturnier am 18. Juli, das im Rahmen der SiS-Veranstaltungen stattfindet, starten. Bekannte Motorsportfahrer vom Niederrhein, aus Belgien, Holland und England werden miteinander um den „Goldenen Reifen der Stadt Süchteln“ und um den „Pokal der Stadt Süchteln“ kämpfen. Wer wird diese wertvollen Trophäen heimführen? Vor den Sieg haben die Götter den Schweiß gesetzt, und viel Schweiß wird fließen; denn die Schwierigkeiten der Bahn erfordern schon vollen Einsatz aller Fahrkunst und technischen Könnens, wenn die Motorräder über die Knüppeldammbrücke poltern, den Sprunghügel über-„fliegen“, durch das Wasserbecken preschen oder den Steilhang zu bezwingen versuchen. Das ergibt Situationen, die die Zuschauer dauernd in Spannung halten, und auch die Heiterkeit wird nicht zu kurz kommen dabei. Alles in allem, es lohnt sich, zum „Kleinen Nürburgring“ zu pilgern! Um 14 Uhr beginnt das Turnier. Abends um 20 Uhr ist Siegerehrung unten in der Stadt im Festzelt mit anschließendem Tanz.

Zahlreiche Motorsportfreunde kamen zu den Rennen in Süchteln

SHB 1955: „Internationales Motorsport-Turnier am 10. Juli 1955“ – Mit seinen hundert Mitgliedern und einer großen Anzahl Ehrenmitglieder ist der Motorsport- club Süchteln im ADAC nicht nur der größte, sondern auch der erfolgreichste Verein der Interessengemeinschaft Grenzland. Auf der Jahreshauptversammlung im Parkhotel Süchteln beschloß man auch für dieses Jahr wieder ein großes inter- nationales Motorsport-Tunier, mit dem in den letzten Jahren so erfolgreiche Werbung für den Motorsport betrieben wurde. Am 10. Juli werden auf dem „kleinen Nürburgring“ in Süchteln wieder die Motoren donnern. [...] Die Berichte über das wieder so erfolgreiche Jahr 1954, in dem Süchteln punktegleich mit Grefrath bester Klub im Dreistädtegebiet und Grenzland wurde, erstatteten der Geschäftsführer, der Sportwart und der Kassenprüfer. Nur das miserable Regenwetter am Tage des internationalen Turniers, dem 18. Juli, verhinderte einen noch größeren Erfolg der Veranstaltung. Mit Bedauern wurde Kenntnis gegeben von einem Schreiben der FOX-Wochenschau, wonach das Filmmaterial der Juli-Veranstaltung in der Düsseldorfer Kopieranstalt verdorben wurde und auch nicht , wie von Süchteln gewünscht, als Anschauungsfilm für den Süchtelner Motorsportclub zurecht geschnitten werden kann. [...]

 SHB 1955: „Motorsportbahn mit neuen Attraktionen“ – Fahrer und Gäste, die am 10. Juli zum ersten Motorrennen dieses Jahres nach Süchteln kommen, finden eine völlig veränderte Motorsportbahn vor, eine Bahn, die weitgehenden Anforderungen der Sportler gerecht wird und dem Zuschauer bietet, was er heute von einer modernen Anlage verlangen kann. Was wird, zeichnet sich jetzt schon ab, nachdem eine Arbeitskolonne, unterstützt von zwei Räumern einige Tage tätig gewesen ist. Nach Abschluß der Arbeiten wird sich die Motorsportbahn so präsentieren: Für die aktiven Fahrer ( Mopeds und Roller scheiden aus, weil diese die Rennen zu sehr verzögern ) ist eine 12 m breite Startbahn mit anschließendem Fahrerlager geschaffen. Einrichtungen, die allen berechtigten Ansprüchen Rechnung tragen.
Sie ermöglichen ein zügiges Ablaufen der einzelnen Rennen und gestatten es, die Zahl der Runden und damit die Länge der Übungen beträchtlich zu erhöhen. Den Zuschauern stehen terrassenförmig ausgebaute Stehplätze und eine stufenförmig angelegte Tribüne mit 800 Sitzplätzen zur Verfügung. Insgesamt dürfte die Bahn später 10.000 Zuschauer fassen. Zur Verschönerung des Bildes werden die Hänge mit Gras besät und an einigen Stellen aufgeforstet.

Programmheft 1975

Beim 20. Süchtelner Moto-Cross 1975 gingen insgesamt 71 Fahrer in 2. Haupt- rennen an den Start. Der „Karl-Kluth-Gedächtnislauf“ war das 1. Hauptrennen in der Klasse 175 – 250 ccm und ging über 2 x 20 Min. + 2 Runden. Das 2. Haupt- rennen, der „Karl-Münster-Gedächtnislauf“ in der Klasse 350 – 500 ccm ging ebenfalls über 2 x 20 Min. + 2 Runden. Die Zuschauer sahen Spitzenfahrer auf Motorrädern von Maico, Husquarna, CZ, KTM, Ossa, Yamaha, Suzuki und Bultaco. Das freie Training begann um 9:00 Uhr und dauerte 2 Stunden, danach gab es von 11:15 bis 12:00 Uhr das „Pflicht-Training“ und ab 14:00 Uhr die Hauptrennen.

Der wohl bekannteste Fahrer, der bereits Anfang der 1950er Jahre bei den ersten Rennen in Süchteln ( damals natürlich noch auf dem Motorrad ) an den Start ging, war der spätere Ferrari Pilot und erste deutsche Formel 1 Fahrer nach dem Krieg, Wolfgang Reichsgraf Berghe von Trips.

Plakat zum Rennen 1976

Am 10.08.1980 fand das letzte Rennen ( der 23. Süchtelner ADAC Moto-Cross )
auf dem kleinen Nürburgring in Süchteln statt. Erstmalig waren zu diesem Rennen, neben den 250 und 500 ccm Motorrädern, auch Maschinen mit 50 ccm ( in der Jugendklasse ) am Start. Ab dem darauffolgenden Jahr wurden jedoch keine weiteren Genehmigungen zu Rennveranstaltung in Süchteln mehr erteilt.

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