Die 7 Kreuzweg-Fußfälle von 1704

Auf dem Weg zur Irmgardiskapelle stehen sieben Stationen eines 300 Jahre alten Fußfallweges. Sie entsprechen den in den sieben Hauptkirchen Roms aufgestellten Abbildungen des Leiden und Sterben Christi und sind aus hellem Liedberger Sandstein geschaffen. Den Namen Fußfälle erhielten diese Bildstöcke, weil die Kreuzwegbeter an jeder Station niederknieten.

 Eine Inschrift am Giebelfeld der ( ursprünglich ) ersten Station gibt den Süchtelner Schultheißen Peter Hermann May und seine Ehefrau Maria Agnes Halveren als Stifter und den 04. Mai 1704 als Datum der Errichtung an.

E X V O T O . P E T R U S H E R M A N N (U S) M A Y
P R O T E M P O R E P R A E T O R E T M A R I A (-)
A G N E S H A L V E R E N . C O N I U G E S . 1 7 0 4 ,
D E N 4. M A Y

Ãœbersetzung:
Ex voto . Peter Hermann May,
zur Zeit Schultheiß, und Maria (-)
Agnes Halveren, Eheleute . 1704,
den 4. Mai

Das EX VOTO wurde als Aufschrift auf Weihegeschenken, besonders an Wallfahrtsorten verwendet und bedeutet soviel wie: Auf Grund eines Gelöbnisses, bzw. einem Gelübde zufolge.

Die Süchtelner Fußfälle gehören zeitlich an die Spitze einer Reihe von ähnlichen Stationen in Birgelen und Wassenberg ( 1717 ), Rheydt-Schelsen ( 1757 ), Viersen
( Friedhof an St. Remigius 1781 ), Immerath ( 1782 ) und Stationen in Grevenbroich, Bedburdyck, Kirchtroisdorf und Schiefbahn, die alle aus dem weichem, weißen Liedberger Sandstein gearbeitet wurden.

Aus einem Andachtsbüchlein von 1751 über den Heiligenberg

Infolge des Einmarsches französischer Truppen im Zuge der Französischen Revolutionskriege wurden die Fußfallstationen 1798 geschlossen und die Kreuze darauf zerschlagen. Doch im Laufe des 19. Jahrhunderts blühte die Süchtelner Passionsfrömmigkeit wieder auf.

 Im Jahr 1880 erhielten die barocken Bildstöcke neugotische Terrakottareliefs, die die Todesangst Jesu am Ölberg ( 1. Station ) sowie Geißelung ( 2. Station ), Dornenkrönung ( 3. Station ), Verspottung ( 4. Station ), Kreuztragung ( 5. Station ), Annagelung ( 6. Station ) und Kreuzestod des Herrn ( 7. Station ) zeigen. Diese Reliefs wurden von dem Kölner Bildhauer Bernhard Imhoff, Sproß der alten Kölner Bildhauerfamilie des Josef Wilhelm Imhoff, welcher bereits 1851 den Süchtelner Kalvarienberg gestaltete, geschaffen.

 Seit etwa 1970 entwickelte sich in Süchteln im Gefolge des II. Vatikanischen Konzils ein geschwisterliches Miteinander der beiden christlichen Gemeinden. Sie halten seit 1979 jährlich in der Österlichen Bußzeit eine ökumenische Passionsandacht in der Form eines gemeinsamen Kreuzwegganges entlang der Fußfallstationen.

Fußfallstation von 1704 am Heiligenberg

Terrakottarelief der 2.Station: Geißelung

Terrakottarelief der 5.Station: Kreuztragung

Terrakottarelief der 6.Station: Annagelung

Terrakottarelief der 7.Station: Tod am Kreuz

Betende Kinder am 6. Kreuzweg-Fußfall ( Foto um 1920 ) auf der oberen Bergstraße. Im Hintergrund das Irmgardis-Pensionat. Rechts auf dem Bild erkennt man am Rand noch ansatzweise den Eingang zum städtischen Friedhof ( seit 1888 auf der Bergstraße ).

Auf diesem Foto sieht man auch sehr deutlich, dass die ortsansässigen Bauern die Rückseiten der Bildstöcke oft zum Schärfen ihrer Sensen „missbrauchten“. Der Liedberger Sandstein scheint zur Pflege des Arbeitsgeräts besonders gut geeignet gewesen zu sein, ist aber so weich, dass diese Prozedur im Laufe der letzten 300 Jahre gut erkennbare Spuren hinterlassen hat.

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